Was ist Server-Side Tagging?
Mit der Weiterentwicklung von Web-Tracking und Analytics haben sich auch die Methoden zur Auslieferung und Verwaltung der Tags, die Nutzerdaten erfassen, verändert. Traditionell setzen die meisten Unternehmen auf Client-Side-Tagging, bei dem Tracking-Skripte direkt im Browser des Nutzers ausgeführt werden. Dieses Vorgehen funktionierte viele Jahre lang gut, steht jedoch heute vor erheblichen Herausforderungen. Server-Side-Tagging bietet hier einen alternativen Ansatz, indem die Verarbeitung der Tags vom Browser auf einen eigenen Server verlagert wird. Die aktuellen Herausforderungen für das klassische Client-Side-Tracking sind:
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Datenschutzvorschriften wie die DSGVO und die ePrivacy-Richtlinie verlangen einen strengeren Umgang mit personenbezogenen Daten.
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Browser-Beschränkungen (z. B. Safari’s Intelligent Tracking Prevention, Firefox’s Enhanced Tracking Protection) blockieren oder begrenzen Drittanbieter-Cookies und Skripte.
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Adblocker und Privacy-Tools deaktivieren viele clientseitige Tags vollständig.
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Performance-Probleme entstehen, da komplexe Tracking-Skripte die Ladezeiten der Seiten verlängern und die User Experience beeinträchtigen.
Server-Side Tagging bietet eine Alternative. Indem die Ausführung der Tags vom Browser auf einen von dir kontrollierten Server verlagert wird, können Marketer und Entwickler:
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Daten filtern, anreichern und gezielt an Drittanbieter weiterleiten.
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Die Seitenperformance verbessern, da weniger JavaScript im Browser ausgeführt wird.
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Robustere Analytics aufrechterhalten – auch in einer Welt mit zunehmendem Signalverlust.
Die Grundlagen: So funktioniert es
Im Kern verschiebt Server-Side Tagging die Ausführung von Tracking-Tags aus dem Browser (Client-Side) auf einen Server, den du selbst verwaltest. Diese Veränderung stellt die Art und Weise, wie Daten erfasst und an Analytics- sowie Werbeplattformen gesendet werden, grundlegend um.
Client-Side vs. Server-Side Tagging
In einem Client-Side-Setup lädt der Browser des Nutzers bei jedem Seitenaufruf mehrere Drittanbieter-Skripte herunter und führt sie aus. Diese Skripte senden Daten über Nutzerinteraktionen (z. B. Seitenaufrufe, Klicks, Formularübermittlungen) direkt an externe Anbieter wie Google Analytics, Facebook oder Werbenetzwerke.
Im Gegensatz dazu führt Server-Side Tagging einen Zwischenschritt ein:
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Ein leichtgewichtiges Client-Side-Collecting-Skript sendet Rohdaten über Interaktionen (z. B. Pageviews, Events) an einen Server, den du betreibst.
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Der Server verarbeitet, filtert und reichert die Daten an.
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Erst danach leitet er die relevanten Informationen an Drittanbieter-Dienste weiter.
So behalten Organisationen mehr Kontrolle darüber, welche Daten ihre Domain verlassen und in welcher Form dies geschieht.
Zentrale Komponenten des Server-Side Taggings
Ein typisches Server-Side Tagging-Setup besteht aus mehreren Bausteinen:
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Client-Collector: Ein browserbasiertes Snippet, das Nutzungsdaten an deinen Server sendet. Der Datenverkehr kann über eine First-Party-Domain geleitet werden, sodass die Datenerfassung im First-Party-Kontext erfolgt. Dies reduziert die Auswirkungen von Browser-Beschränkungen wie Intelligent Tracking Prevention (ITP).
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Server-Container: Eine Server-Umgebung, die eingehende Daten verarbeitet, Business-Logik anwendet und die entsprechenden Tags auslöst.
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Tags, Trigger und Variablen: Konfigurationen innerhalb des Server-Containers, die festlegen, welche Daten wohin gesendet werden.
Deployment Environments
Server-Container werden in der Regel in Cloud-Umgebungen gehostet, wie zum Beispiel:
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Google Cloud Platform (App Engine, Cloud Run)
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Amazon Web Services (Elastic Container Service)
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Selbst gehostete Lösungen für Organisationen mit strikten Anforderungen an die Datensouveränität.
Durch das Hosting in der Cloud können Unternehmen die Rechenleistung je nach Traffic skalieren und gleichzeitig eine niedrige Latenz bei der Ausführung von Tags gewährleisten.
Zentrale Vorteile
Mehr Performance und bessere User Experience
Einer der unmittelbarsten Vorteile von Server-Side Tagging liegt in der Verbesserung der Website-Performance und User Experience. Da die rechenintensive Ausführung der Tags vom Browser auf einen Server verlagert wird, verringert sich die Menge an JavaScript, die clientseitig ausgeführt wird. Das führt zu schnelleren Ladezeiten und besseren Core Web Vitals – beides entscheidend für SEO-Rankings und die Bindung von Besuchern. Nutzer erleben weniger Verzögerungen, was eine flüssigere Navigation und höhere Engagement-Raten begünstigt.
Datenschutz und -kontrolle im Fokus
Neben der Performance bietet Server-Side Tagging Marketern und Entwicklern deutlich mehr Kontrolle über ihre Daten. In traditionellen Client-Side-Setups erhalten Drittanbieter häufig rohe, ungefilterte Nutzerdaten direkt aus dem Browser. Mit Server-Side Tagging können Organisationen diese Daten vor der Weiterleitung vorverarbeiten und bereinigen. So lassen sich strengere Datenschutzregeln durchsetzen, sensible Felder anonymisieren und sicherstellen, dass nur die notwendigen Informationen an Analytics- und Werbeplattformen weitergegeben werden. Zudem ermöglicht es die Erstellung von First-Party-Cookies, die weniger anfällig für Browser-Beschränkungen sind – ein entscheidender Vorteil im Zeitalter von ITP und ähnlichen Technologien. Wie Safari ITP sich datenschutzkonform überwinden lässt, kannst du in diesem Blogartikel nachlesen.
Widerstandsfähig gegen Adblocker und Tracking-Blocker
Ein weiterer bedeutender Vorteil liegt in der Widerstandsfähigkeit gegenüber Adblockern und Privacy-Tools. Da die Daten an einen First-Party-Server innerhalb der Domain der Organisation fließen, wird es für browserbasierte Blocking-Tools schwieriger, Tracking-Anfragen zu erkennen und zu blockieren. Dies trägt dazu bei, die Genauigkeit von Analytics und Attribution auch in Umgebungen zu erhalten, in denen Client-Side Tracking scheitert.
Ethische Aspekte und Transparenz
Gleichzeitig ist es wichtig, die ethischen Aspekte in diesem Zusammenhang zu berücksichtigen. Server-Side Tagging macht es technisch möglich, Traffic und Daten zurückzugewinnen, die sonst von Adblockern blockiert würden. Es gibt Organisationen jedoch auch die Möglichkeit, Nutzerentscheidungen zu respektieren. Ein Server-Side-Setup erlaubt eine transparente Handhabung solcher Entscheidungen – inklusive Konfigurationen, die den Einsatz von Adblockern anerkennen und diese Praktiken auf Wunsch öffentlich sichtbar machen.
Implementierungsansätze
Server-Side Tagging ist keine Lösung nach dem Prinzip „one size fits all“. Organisationen können aus verschiedenen Ansätzen wählen, abhängig von ihren technischen Ressourcen, Anforderungen an die Datenhoheit und Marketingzielen.
Ein Ansatz ist das Hybridmodell, bei dem ein leichtgewichtiger Client-Collector weiterhin Daten aus dem Browser sendet. Anstatt diese jedoch direkt an mehrere Drittanbieter weiterzuleiten, werden sie an einen Server-Side-Container übermittelt. Dieser Container fungiert als zentrales Hub, das die eingehenden Daten verarbeitet und anschließend an externe Anbieter verteilt. Der Vorteil dieses Setups liegt darin, dass es einen Teil der Flexibilität des Client-Side-Trackings bewahrt, während es gleichzeitig die Kontroll- und Datenschutzvorteile der Server-Side-Verarbeitung bietet. Außerdem sind weniger drastische Änderungen an bestehenden Workflows erforderlich, was es zu einem praktischen ersten Schritt für Teams macht, die von rein clientseitigen Architekturen weg migrieren möchten.
JENTIS als Beispiel für den Hybridansatz
JENTIS ist ein Beispiel für diesen Hybridansatz. Die Technologie ermöglicht es Organisationen, die Datenerfassung von der Datenweitergabe zu trennen, indem ein Server-Side-Container parallel zu einem Client-Side Tag Manager betrieben wird. Dieses Setup erlaubt es Unternehmen, die Kontrolle über ihre Datenströme zu behalten, Datenschutzregeln anzuwenden und Datensätze anzureichern, bevor sie an Analytics- oder Marketing-Plattformen weitergeleitet werden.
Da JENTIS die Daten innerhalb einer Server-Umgebung verarbeitet, die unter der Domain der Organisation läuft, trägt es außerdem dazu bei, die Auswirkungen von Browser-Tracking-Beschränkungen und Adblockern zu reduzieren.
Vollständig serverseitiges Tracking
Für Organisationen, die maximale Kontrolle anstreben, ist auch ein vollständig serverseitiger Tracking-Ansatz möglich. In diesem Setup werden die Daten direkt von den eigenen Servern der Organisation über API-Aufrufe an Analytics- und Marketing-Plattformen gesendet, der Browser wird dabei vollständig umgangen.
Dieses Modell ist besonders attraktiv für Unternehmen in stark regulierten Branchen, in denen Datenresidenz und strikte Compliance-Anforderungen entscheidend sind. Allerdings erfordert es ein hohes Maß an technischer Expertise und oft maßgeschneiderte Integrationen für jeden Anbieter, da nicht alle Plattformen für Server-zu-Server-Kommunikation optimiert sind. Zudem wird das Handling von Einwilligungsentscheidungen (Consent) in diesem Setup komplexer, und bestimmte browserbasierte Werte, wie Bildschirmgröße, Viewport-Abmessungen oder andere client-spezifische Informationen, können nicht erfasst werden, da sie ausschließlich im Browser-Kontext zugänglich sind. Alles über Server-Side Tracking kannst du in diesem Blogartikel nachlesen.
Fazit
Server-Side Tagging stellt einen bedeutenden Fortschritt in der Art und Weise dar, wie Organisationen Daten für Analytics und Marketing erfassen und verwalten. Durch die Verlagerung der Tag-Ausführung vom Browser in eine kontrollierte Server-Umgebung lassen sich die wachsenden Herausforderungen rund um Datenschutz, Browser-Beschränkungen und Website-Performance adressieren.
Auch wenn die Einführung technische Herausforderungen mit sich bringt und sorgfältige Planung erfordert, zeigen Hybridmodelle wie die von JENTIS, wie Unternehmen einen pragmatischen Ansatz für die Implementierung dieser Technologie wählen können.
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Unterschied zwischen Google Tag Manager (GTM) und Server-Side Tagging?
Der Google Tag Manager ist in erster Linie ein Client-Side-Tool: Er lädt und verwaltet Tracking-Skripte direkt im Browser des Nutzers. Server-Side-Tagging hingegen verlagert die Ausführung der Tags auf einen Server, der von der Organisation kontrolliert wird. Das ermöglicht mehr Kontrolle über die Daten, reduziert die Anzahl der Skripte im Browser und kann die Performance verbessern.
Ist Server-Side Tagging DSGVO-konform?
Server-Side Tagging kann dabei helfen, DSGVO-Anforderungen besser umzusetzen, da Daten vor der Weitergabe an Drittanbieter auf dem eigenen Server gefiltert, anonymisiert oder angepasst werden können. Ob eine konkrete Implementierung DSGVO-konform ist, hängt jedoch von der Konfiguration, dem Umgang mit Einwilligungen und den eingesetzten Diensten ab.
Was ist ein Beispiel für serverseitiges Tracking?
Ein typisches Beispiel ist die Nutzung eines Server-Containers, der Daten aus dem Browser sammelt, auf dem eigenen Server verarbeitet und anschließend nur die relevanten Informationen an Plattformen wie Google Analytics oder Facebook Ads weiterleitet. Tools wie JENTIS ermöglichen genau dieses Setup.
Ist Server-Side-Tagging besser für SEO?
Indirekt ja: Durch die Verlagerung der Tag-Ausführung auf den Server verringert sich die Menge an JavaScript, die im Browser geladen wird. Das kann die Ladezeit und Core Web Vitals verbessern, was sich positiv auf SEO-Rankings auswirken kann.
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